CANNSTATTER VOLKSFESTZEITUNG 2023

drängt in unmittelbarer Nähe rund um die Fruchtsäule und Sicherheit wäre hier besonders wichtig. „Früher“, kommt er dann ins Erzählen, „zündeten wir vom Parkplatz, später aus dem Reitstadion, der Schutzbereich von 100 Metern war damals kein Problem“. Mit früher meint Joachim Berner vor über 35 Jahren. Solange ist Berner schon auf dem Festplatz aktiv. Die Jahre davor wechselten sich die Pyrotechniker ab, wobei Berner zeitweise auch schon mit von der Partie war. Das Musikfeuerwerk auf dem Wasen wurde 1996 ins Leben gerufen. Um es weiter zu optimieren, kam die Idee auf, das Dach der Veranstaltungsgesellschaft für den Abschuss zu nutzen, was sich als Volltreffer erwies. Die Beschallung für das musiksynchrone Feuerwerk erfolgt in Richtung Fruchtsäule, wo sich die meisten Zuschauer einfinden. Kaum versinkt die Sonne gegen 18:30 Uhr hinter den Weinbergen, sind die Vorbereitungen auf dem Dach abgeschlossen. „Pünktlich um 21:15 Uhr und damit 15 Minuten vor dem Start sind wir startklar. Zwei Leute stehen an den Zündcomputern, einer an der Regie, dazu kommen zwei Bewacher auf das Dach“, erklärt Berner die bis ins kleinste Detail geplante Prozedur. Rund 80 Kilogramm Material sind verbaut. Jeden Schuss der 1200 pyrotechnischen Gegenstände steuern die Techniker später einzeln an und zünden sie elektronisch. Verbunden ist die Crew per Funk. Sollte einmal etwas schiefgehen, kann die Show jederzeit unterbrochen oder gezielt verzögert werden. Doch das sei noch nie erforderlich gewesen, stellt Joachim Berner zufrieden fest. Dass ihm die Fans nachreisen und seine Spektakel die Fotografen verzücken, freut ihn. Aber letztlich will er bei allem Lob und Bewunderung nur eines, „mich auf mein Geschäft konzentrieren“. Sagt es, zündet sich eine Zigarette an, schaut noch einmal zufrieden über das verkabelte Dach und macht sich mit seiner Crew auf zum stärkenden Abendessen auf dem Festplatz. Ein wenig Rummel darf es dann doch sein. Der Abend wird für die Pyromannschaft noch lange genug. Gegen Mitternacht werden die Aufräumarbeiten abgeschlossen sein und dann ist auch für Berner der Feierabend nach einem furiosen Finale des Cannstatter Volksfests in Sicht. Sabine Ries reografie nahm drei Tage in Anspruch“ ergänzt er. Hinzu käme die Musikauswahl, die hier auf ein lockeres und junges Publikum ausgerichtet sei und auch Filmmusik enthalte. „Eines bleibt aber Jahr für Jahr gleich“, verrät er dann lachend, „auf Wunsch des Veranstalters stammen die letzten Takte aus dem Lied „The Final Countdown“ der schwedischen Hard-Rock-Band Europe“. Denn eines lässt sich der Weltmeister in Sachen Pyrotechnik nicht nehmen, nämlich jedes Jahr eine neue und andere Show zu zeigen, die es in sich hat und bestenfalls die vorhergehende übertrifft. Sein Anspruch ist hoch. Das Ziel klar definiert. „Die Zuschauer sollen 11 Minuten staunen und verstehen, was die Pyrotechnik zur Musik macht, dazu muss alles stimmig und synchron sein“. Dass es sich bei diesem Event nicht um ein Kirmes-Feuerwerk mit lauter Knallerei und Leuchtraketen handelt, wird schnell klar. Berner setzt auf Klasse statt Masse. Aufgrund der Nähe zum Publikum wählt er statt einem klassischen Großfeuerwerk hochwertige Pyrotechnik, die auch für den Innenbereich geeignet wäre. „So fliegen keine Teile vom Himmel auf die Gäste“, betont er. Die Leute stünden ja dichtgeWenn es für die Zuschauer auf dem Wasen perfekt für Augen und Ohren sein soll, bedarf es einer aufwändigen Vorbereitung, zu der auch das Programmieren gehört. Jede Zündung, jede Steigzeit und jeder Effekt der eingesetzten Pyrotechnik muss taktgenau auf die Musik passen. Einer, der ganz genau weiß wie es geht, ist der erfahrene Pyrotechniker Joachim Berner aus Ehningen im Landkreis Böblingen. Auf dem Wasen ist der mehrfache Weltmeister samt Team am letzten Abend für eine Open-Air-Abschlussshow der Superlative zuständig. Bei seinen letzten Vorbereitungen durften wir ihm ein wenig über die Schulter schauen. Joachim Berner steht in T-Shirt und Jeans in der untergehenden Sonne auf dem Hubsteiger und bereitet emsig Pyrotechnikröhren für den Abend vor. Er und sein vierköpfiges Team sind seit 13 Uhr vor Ort, schaffen Material herbei und auf das Dach der Veranstaltungsgesellschaft in­ .Stuttgart. „Im Vorfeld waren für diesen Abend zwei Mitarbeiter 14 Tage im Einsatz, um alles zu programmieren“, lässt er nebenbei wissen, „alleine die ausgetüftelte ChoFeuerShow Furioses Finale des Volksfestes Ein nicht ganz einfaches Unterfangen für einzigartige wie spektakuläre Momente >> 38 ❤ Cannstatter Volksfestzeitung 2023

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