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on ungefähr kam die
Idee mit dem gro-
ßen Bierzelt auf dem
Wasen allerdings nicht. Die
beiden Sindelfinger Großhan-
delskaufleute betrieben schon
damals einen großen Ge-
tränkehandel für den Raum
Böblingen/Stuttgart und ei-
nen Cateringbetrieb. Catering
bedeutet für die Brüder, dass
sie sich bei Veranstaltungen
für 200, 300 Gäste lediglich
warmlaufen, „mehr sind uns
lieber“. Schon
damals stemm-
ten sie für große
Betriebe große
Feste mit 3000,
4000 Leuten.
Warum also
nicht auch das
Volksfest?
Den Floh ins
Ohr gesetzt
hatte den beiden in den
1990er-Jahren die Brauerei
Dinkelacker, mit der sie
schon länger zusam-
menarbeiteten:
Die Volksfestwir-
tin Ursi Walther
wolle sich vom
Wasen zurück-
ziehen. Die Brü-
der konnten sich
vorstellen, ihr Zelt
zu übernehmen.
Doch Ursi Walther
blieb und das Thema
war erledigt. Im Jahr
2000 wurde es ernst.
Das Zelt wurde frei,
und die Brüder be-
schlossen, sich diese
Mammutaufgabe ans
Bein zu binden.
„Es war eine enorme Belas-
tung, wir wussten ja, was auf
uns zukommt“, erzählt Wer-
ner Klauss im Rückblick. Aber
da die Mitglieder des Klauss-
Clans nicht zu denen gehören,
die ihre Verwandtschaft lieber
von hinten als von vorn sehen,
konnte man sich auf eine gut
funktionierende Personalaus-
stattung verlassen. „Zudem
durften wir Ursi Walther schon
vorab im Zelt über die Schulter
schauen, sie hatte ja viel mehr
Erfahrung als wir. Sie zeigte
uns die Abläufe, was uns sehr
geholfen hat“, sind die Brüder
noch heute dankbar.
Neuer Schwung und
gemischte Gefühle
Natürlich waren am Tag vor
der Eröffnung alle hochner-
vös, zumal die Handwerker
noch nicht fertig waren. Ein
„alter Hase von der Brauerei“
meinte damals lapidar: „Egal
ob Sie fertig sind oder nicht,
das Fest fängt am Samstag
an, machen Sie sich keine
Sorgen …“ So war es und es
funktionierte. Die Unterstüt-
zung war großartig, die Gäste
kamen, es gab keine Pannen,
oder wenn doch, dann sol-
che, die die Gäste nicht mit-
Das Festzelt der Brüder Dieter undWerner Klauss
Gastlichkeit
unter
gelb-weißem Himmel
Volksfestzeit! Schicke Dirndl, Lederhosen, karierte Hemden und Trachten, gepflegte, schön dekorierte
Zelte, die abends ausgebucht sind, flotte Musik und Stimmung. Dass das nicht immer so war, kann man
sich kaum vorstellen. Doch um die Jahrtausendwende hatte das Volksfest keinen guten Ruf, erinnert sich
der Wirt Werner Klauss; die Zelte waren recht
einfach ausgestattet, die Biertische in den Schot-
terboden gerammt und Trachtenkleidung eher
peinlich. In dieser Zeit machten sichWerner und
Dieter Klauss auf, um denWasen zu erobern – als
Wirte mit einem eigenen Festzelt. Ziemlich kühn,
wenn nicht sogar verrückt.
Verstehen und ergänzen sich gut:
die Festwirtbrüder Dieter und
Werner Klauss
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Cannstatter Volksfestzeitung 2015