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S

ie sind meist das ganze

Jahr unterwegs, reisen

von Festplatz zu Fest-

platz. Nicht umsonst heißt der

Leitspruch der Schausteller

„Die Welt ist unser Feld“. Die

Schaustellerkinder sind zum

Teil mit unterwegs, auch die

schulpflichtigen unter ihnen.

Denn nicht alle Schausteller

schicken ihre Kinder ins Inter-

nat. Diese besuchen dann die

Schule am Ort der Veranstal-

tung. Sie bekommen von ihrer

Heimatschule die Lehrpläne

mit, nach denen an den Schu-

len vor Ort unterrichtet wird.

Es gibt aber auch Lehrkräfte,

die auf den Festplätzen dabei

sind. Einer von ihnen ist Mi-

chael Widmann, Bereichsleh-

rer für Kinder und Jugendliche

von beruflich Reisenden. Er

sorgt zusammen mit den Kol-

legen für Unterricht für Kinder

von Schaustellern, Zirkusleu-

ten oder Puppenspielern.

Auf dem Volksfest betreut er

20 Kinder der Klassen eins bis

neun. „Ohne Unterstützung

des Kultusministeriums wäre

dies nicht möglich.“ Sein Vor-

gänger stand nicht mehr zur

Verfügung, die Schausteller

machten sich für qualifizierte

Abschlüsse ihrer Kinder wei-

terhin stark. Das Kultusmi-

nisterium spielte mit. Wid-

mann sprang ein und suchte

für sich und seinen Kollegen

aus Karlsruhe ehrenamtliche

Unterstützung. „Wir haben

drei pensionierte Kollegen

gefunden, die uns auf dem

Cannstatter Wasen unter-

stützen.“ Beim Frühlingsfest

wird von den Osterferien bis

zu den Pfingstferien gruppen-

weise unterrichtet. „Wir arbei-

ten auch mit den Cannstatter

Schulen zusammen, die uns

unterstützen.“ Ein Raum auf

dem Wasengelände, in dem

sonst Schulungen für die Feu-

erwehr stattfinden, wurde

von der in.Stuttgart-Veran-

staltungsgesellschaft zur Ver-

fügung gestellt. „Die Arbeit

in Gruppen ermöglicht ein

hohes Maß an Individuali-

sierung. Die Kinder sind mit

Begeisterung dabei und kom-

men gerne zum Unterricht.“

Von acht bis zwölf Uhr wird

intensiv gearbeitet. „Es gibt

keinerlei Disziplinierungspro-

bleme, keiner wird unterfor-

dert. Alles ist sehr effektiv.“ Es

gebe keinen Leerlauf. Vertre-

ten sind alle Schularten. Alle

Altersstufen in einem Raum –

funktioniert das? „Jeder weiß,

was zu tun ist.“ Diese Kon-

stellation ermögliche auch

Lernen am Vorbild. „Die Klei-

nen lernen von den Großen.“

Auch den Pädagogen mache

es sehr viel Spaß – Fortset-

zung beim Cannstatter Volks-

fest im Herbst.

Edgar Rehberger

Schule

für

Schaustellerkinder

Michael Widmann unterrichtet mit Kollegen auf demWasen

Michael Widmann (links) und seine Kollegen

unterrichten die Schaustellerkinder

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