

sche, wohl auch etwas feuchte
Neckaraue ohne umgebende
Bebauung, zwischen Wiesen
und Weinbergen am noch
nicht aufgestauten Neckar ge-
legen. In Sichtweite stand die
königliche Villa Bellevue an
der heutigen Wilhelma. Ein
kurzer Kutschenanfahrtsweg
also für den Stifter des Festes,
der es sich nicht nehmen ließ,
dieses feierlich zu eröffnen
und Zeuge eines erfolgreichen
Beginns zu werden. In der Ge-
stalt des parallel zum eigentli-
chen Volksfest stattfindenden
Landwirtschaftlichen Haupt-
fests, heute eine umfassende
Ausstellung zum Stand der
Agrartechnik in Baden-Würt-
temberg, lebt die ursprüng-
liche Idee des „Königs unter
den Landwirten und Land-
wirts unter den Königen“, wie
Wilhelm I. von seinen Zeitge-
nossen genannt wurde, bis
heute fort.
Volksfestumzug
erstmals 1841
Umzüge durch die Straßen
Stuttgarts zum Volksfest auf
dem Cannstatter Wasen hat
es beinahe immer gegeben.
Aus dem Jahr 1841 wird von
einem Festzug mit mehr als
10000 Teilnehmern und weit
über 100000 Zuschauern ent-
lang der Straßen berichtet.
Dabei hatte die Stadt damals
gerade einmal 40000 Einwoh-
ner. Der Volksfestumzug im
heutigen Sinne mit offiziel-
lem Start am Cannstatter Kur-
saal fand erstmals 1927 statt.
1911 gab es in der Heimat-
stadt Gottlieb Daimlers und
Wilhelm Maybachs standesge-
mäß den ersten Volksfestauto-
korso.
In der Frühzeit waren die
Volksfestbuden mit Schau-
stellern und Bierausschank
noch gering an der Zahl und
blieben zugunsten der könig-
lichen Loge und der Honora-
tiorentribünen am Rand des
eigentlichen Festgeländes.
Im Jahr 1860 wurde dann im
„Amts- und Intelligenzblatt
für das Oberamt Cannstatt“
von einer der heutigen ähn-
lichen Szenerie gesprochen,
nach der die Buden zum ers-
ten Mal „in drei Hauptstraßen
und zahlreichen Nebenstra-
ßen angeordnet“ waren.
Von 1882 an wurde auf Wei-
sung von König Karl, Sohn und
Nachfolger von Wilhelm I.,
das Cannstatter Volksfest
nicht mehr alljährlich, son-
dern nur noch alle zwei Jahre
veranstaltet. Bis zum Tod des
Königs 1891 blieb diese Re-
gelung erhalten. Auf diesen
Umstand und die Auswir-
kungen beider Weltkriege
ist es zurückzuführen, dass
insgesamt 28 Jahre volks-
festlos blieben.
„Fest der Schwaben“
seit Beginn ein
Publikumsmagnet
Über die Jahrzehnte hat sich
das Cannstatter Volksfest ste-
tig weiterentwickelt und es
dabei auf sympathische und
einzigartige Weise geschafft,
Tradition mit Moderne zu ver-
binden. Rund vier Millionen
Besucher zählt das „Fest der
Schwaben“ jedes Jahr. Bereits
in den Anfangsjahren lag die
Zahl der Festteilnehmer spür-
bar höher als die Anzahl der
Einwohner Stuttgarts und
Cannstatts zusammen. Zeitge-
nössischen Aufzeichnungen
zufolge, wohnten gleich von
1818 an mehr als 30000 Mit-
wirkende und Gäste dem Fest
bei. Und das bei nur 3000 Ein-
wohnern der Stadt Cannstatt.
Stuttgart hatte damals 20000
Einwohner. Insofern war das
schon ein sehr herausragen-
des Ereignis. Eine teils mehr-
tägige Anreise aus allen Teilen
des Königreichs wurde dabei
sogar von einigen in Kauf ge-
nommen. Und wenn man sich
vor Augen hält, dass das erste
Cannstatter Volksfest gerade
einmal einen einzigen Tag
Cannstatter Volksfestzeitung 2016
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